Die Geschichte des Unsöld’s Factory Hotel

Seit Felix Unsöld 1891 auf dem Grundstück am Stadtmühlbach eine Fabrik zur Eisherstellung gründete, ist es in Familienbesitz. Die Fabrik samt zugehöriger Eislaufbahn ist freilich längst abgerissen und der Bach überbaut, seit 1970 steht ein Hotel an dieser Stelle. Doch die industrielle Ära ist der Familie bis heute präsent und hat Felix Unsölds Urenkelinnen Sonja Unsöld und Susanna Lechner zu einer kompletten Sanierung des Hotels inspiriert.

Geschichte
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Sie entschieden, das Raumkonzept selbst zu erarbeiten. Ein Raumkonzept, das sich abhebt von konventionellem Marketing-Storytelling – schließlich musste keine Geschichte erfunden werden, der Standort brachte sie bereits mit. Eine Frage bewegte die Schwestern dabei immer wieder: „Wie zeigen wir eine Geschichte, die nicht mehr zu sehen ist?“ Welche Farben, Materialien, Formen werden dem Ort am besten gerecht? Wie wird die Besonderheit des Ortes für die Gäste am besten erlebbar?

Mehr als nur eine Marketingstory: Historytelling

Antworten darauf gibt das neu eröffnete Hotel nun auf Schritt und Tritt. Die Umsetzung des Konzepts ist stimmig bis ins Detail. Schon von außen würdigt die Fassadengestaltung mit rauem Cortenstahl die Industriegeschichte des Standorts. Blau- und Grüntöne betonen die Nähe zum Wasser, und immer wieder finden sich Anklänge an Eisstangen und -würfel.

Um ihre Grundidee so wirkungsvoll umzusetzen, setzten die Bauherrinnen auf ein kleines, handverlesenes Team aus kreativen und operativen Experten. „Für sie war das Projekt nicht nur ein Job“, betont Sonja Unsöld, „sie waren mit Herzblut dabei.“ Der Architekt Dankwart von Scotti etwa, der höchste Qualitätsansprüche stellt und die Bauherrinnenvertretung und Projektsupervision übernahm. Eine Aufgabe, für die er ständig vor Ort war. Als zentraler Ansprechpartner war er eng in die Interaktion zwischen Generalunternehmer Brumann Inneneinrichtungs GmbH und den Hochbau- und Innenarchitekten sowie den einzelnen Projektanten eingebunden und hatte zusätzlich die direkt beauftragten Einzelgewerke zu betreuen. Eine komplexe Projektstruktur mit vielen Beteiligten. Aber schließlich ging es nicht darum, die Sanierung möglichst einfach zu machen, sondern möglichst gut. Dazu gehörte eben auch, so Susanna Lechner, „sich auf bewährte Firmen zu verlassen“.

Die kreative Leitung lag bei Hanna Raissle, Spezialistin für Hotel- und Gaststättendesign und Autorin zahlreicher Fachbücher zum Thema. Sie hat die Schwestern nicht nur mit ihrer Kompetenz überzeugt, sondern vor allem damit, wie genau sie ihnen zuhörte, sich in ihre Vision hineinversetzte und mit konkreten Ideen umsetzte – bis hinein ins Feintuning der Gästezimmer und in die Interiorauswahl des öffentlichen Bereichs.

Der erfahrene Elektromeister Horst Volling schließlich machte das Team komplett. Er betreut das Gebäude bereits seit 1997, kennt jedes Detail daran und war den Ausführenden vor Ort eine wichtige Kontaktperson.

So neu kann Geschichte sein

Bei aller Hinwendung zur Historie ist das Hotel hochmodern. Energetisch wurde nach dem strengen KfW70 Effizienzgebäudestandard saniert, so dass das Gebäude nun sogar die Maßstäbe eines Neubaus erfüllt. Es verbraucht mindestens 30 Prozent weniger Primärenergie als die Energieeinsparverordnung aktuell für die Sanierung von Bestandsgebäuden vorschreibt. Möglich wird dies durch eine neue Heizungs- und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, neue Fenster und ein aufwändiges Dämmkonzept der Gebäudehülle inklusive Tiefgaragendecke. Dazu kommt eine komplett neue Elektroinstallation und LED Beleuchtungstechnik. Aus energetischen Gründen verzichtet das Gebäude bis auf das 5.OG auf eine Klimatisierung, an ihrer Stelle sorgt eine intelligente Beschattungsanlage für angenehme Temperaturen.

Doch natürlich ist das Hauptziel der Sanierung nicht, technische Vorgaben und moderne elektronische Anforderungen zu erfüllen, sondern vor allem die Ansprüche nationaler und internationaler Gäste. Die finden nun ein entspanntes Ambiente vor, in dem jede Einzelheit der Designidee folgt, Unsöld's Factory Hotelgeschichte zu erzählen.

Schon im Eingangsbereich springt das Thema „Wasser“ ins Auge, in Form einer eindrucksvollen Installation der Berliner Künstlerin Claudia von Funcke. Dort hängen nun rund 4.000 unterschiedlich geschliffene Brillengläser als "Fluid Wall" neben den dekonstruierten Teilen eines klassizistischen Schrankes, ein Erbstück, das ab 1970 im Foyer des Hotels stand. Die raumhohe Installation wirkt aus der Entfernung wie ein optischer Wasserfall, aus der Nähe verblüfft das Spiel der unterschiedlichen Perspektiven und Wahrnehmungsverzerrungen. Sie veranschaulichen auch: so vielfältig der Blick auf die Stadt München ist, so vielfältig sind die Vorstellungen, die jeder Gast mitbringt.

Highlights im Erdgeschoss

Ebenfalls im Erdgeschoss finden die Gäste nun erstmals eine Hotelbar. Die Idee der Bar- und Rezeptionsfront, eine spektakuläre Einzelanfertigung, stammt ebenfalls von Claudia von Funcke. Industrieglas-Profile, wie ein Eisberg gefaltetes Metall und variable LED-Beleuchtung muten wie Eisstangen an – und gleichzeitig wie ein aktueller Kommentar zu schmelzenden Gletschern. Auch echtes Eis gibt es. Integriert in das historische Foto eines Eislieferwagens von Felix Unsöld findet sich ein Eiswürfelspender, an dem sich jeder Besucher bedienen kann.

Das Frühstück finden die Gäste ganz traditionell an einem Buffet, über das sich allerdings ein Surfbrett spannt, das Sonja Unsöld aus ihrem Fundus spendierte. Denn auch dies gehört zur Hotelgeschichte: der Stadtmühlbach unter dem Grundstück speist nur 250 Meter weiter die Surferwelle am Eisbach mit.

Geschichte
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Ideen wie diese machen spürbar, wie sorgfältig der Umbau geplant und durchgeführt wurde. Nicht nur das verantwortliche Expertenteam hat die Arbeiten begleitet, sondern auch die Bauherrinnen selbst. Sie realisierten ihre Designkonzept konsequent – und sorgten dafür, dass dies nicht auf Kosten des Komforts geschieht. So setzten sie zum Beispiel in den Erdgeschoss-Toiletten feinste handgefertigte florentinische Fliesen im hoteltypischen grün-blau-Ton ebenso durch wie eine zweite Kabine für Damen, die gesetzlich nicht vorgeschrieben und kompliziert einzupassen war.

Zutaten: Holz, Stahl, Leder und Herzblut

Beharrlichkeit brauchten die Bauherrinnen auch für die Umsetzung ihrer Möblierungs-Idee: sie wollten gerne die bestehenden Vollholz-Möbel aus Südtiroler Erlenholz upcyclen. „Nachhaltigkeit ist uns wichtig, auch wenn es im Hotelgewerbe oft üblich ist, alles nach acht bis zehn Jahren auszuwechseln“, sagt Sonja Unsöld. Schließlich fanden sie eine leidenschaftliche Kunsthandwerkerin ganz in der Nähe, am Ammersee: Claudia Rinneberg ist darauf spezialisiert, gebrauchtes Holz und schwarzen Stahl zu individuellen Fabrikstyle-Möbeln zu fügen. Sie fertigte aus den alten Hotelmöbeln Schreibtischanlagen und Kofferböcke in den Gästezimmern und -suiten.

Neben Holz und Stahl bestimmt vor allem Leder die Materialität der Einrichtung, sowohl in den Zimmern als auch im öffentlichen Bereich. Wo immer es sich anbot, blieb altes Material bestehen: die Terrazzofliesen und der Handlauf im Treppenhaus, der Verde-Alpi-Marmor im Außen- und Eingangsbereich, die Strukturdecke in der Lobby, die lediglich einen neuen Anstrich erhielt. Selbst Möbel, die nicht recycelt werden konnten, blieben erhalten und gingen als Spende an ein Chemnitzer Jugendzentrum.

Neue Unternehmensfarben und brandneue Kunst am Bau

Die Materialien selbst geben auch einen Teil der Farben vor: Braun (Leder und Holz) und Schwarz (Stahl, Decken und Industrielampen) sind in vielen Schattierungen präsent. Doch das eigentliche Farbkonzept stammt aus dem Wasser: entspannende Petrol- und Blaugrün-Töne sind allgegenwärtig. Sie prägen auch den Innenhof, den der Landschaftsarchitekt Herman Salm neu gestaltet hat. Wo früher Autos parkten, findet sich nun eine angenehme Freiluftfläche samt 30 m2 großer Terrasse – ein weiteres Highlight des Umbaus. Markise und Möblierung erinnern daran, dass man im Prinzip am Ufer des Stadtmühlbachs sitzt, auch wenn der unterirdisch durch den Hof fließt.

Sein Verlauf ist symbolisch in Blautönen markiert: die Pflastersteine in dem Bereich sind farbig lasiert.

Selbst das städtische Trafohäuschen im Innenhof ist in die Hotelgestaltung einbezogen. Statt eines grauen Klotzes sehen die Gäste von der Terrasse aus nun ein Urban-Art-Werk des Künstlers C100 Christian Hundertmark – eine moderne grafische Interpretation von Würfelformen, die sich schlüssig ins Gesamtkonzept einfügt. Zwei weitere davon finden sich im Treppenhaus sowie an der Tiefgaragenabfahrt. Dort hebt das 20 Meter lange wandfüllende Kunstwerk auch gleich eine weitere Besonderheit von Unsöld's Factory Hotel hervor: es ist das einzige Hotel in Lehel-Mitte, das über eine Tiefgarage verfügt.

Christian Hundertmarks Studio C100 war es auch, das das neue Logo des Hotels entworfen hat. Es zeigt ebenfalls Eis in Würfelform und nimmt die Hotelfarben Türkis, Petrol und Schwarz auf.

Zwei Familienunternehmen, ein Start

Betrieben wird das neue Unsöld's Factory Hotel von der Pächterfamilie von Oven. Sie war vom neuen Auftritt und Gebäudekonzept von Beginn an überzeugt. Die von Ovens sind selbst bereits in vierter Generation als Hoteliers aktiv. Mit Unsöld's Factory Hotel starten sie ein neues Stadthotel-Projekt, das alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft bietet. Die Geschichte ist bereit, fortgeschrieben zu werden.

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